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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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V. Tabulae anatomicae: Anatomische Illustrationen des 16. bis 19. Jahrhunderts

Christian Wilhelm Braune (1831–1892)

Christian Wilhelm Braune studierte in Leipzig, Göttingen und Würzburg Medizin und promovierte 1856. Vier Jahre später folgte die Habilitation im Bereich der Chirurgie. Nach einer Tätigkeit als Privatdozent war er von 1866 bis 1872 außerordentlicher Professor für Kriegsheilkunde und Topographische Anatomie an der Universität Leipzig, von 1872 bis zu seinem Tod 1892 ordentlicher Professor. Er war Mitglied der Commission für anatomische Nomenklatur, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, Ordnung in das herrschende Chaos synonymer anatomischer Bezeichnungen zu bringen.

Braune arbeitete an einem neuen Verfahren in der Schnittanatomie, bei der die Leiche zunächst gefroren und dann in Quer- oder Frontalschnitte zerteilt wurde. Anschließend wurden die Schnittbilder auf dünnes Papier übertragen. Braune experimentierte zudem mit verschiedenen künstlichen Kältemischungen, um unabhängig von länger anhaltenden Kälteperioden makroskopische Gefrierschnitte anfertigen zu können.

Forschungen an „gefrornen Cadavern“

Braune experimentierte in Leipzig an einem neuen Verfahren in der Schnittanatomie, bei dem die Leiche zunächst gefroren und dann in Quer- oder Frontalschnitte zerteilt wurde. Anschließend wurden die Schnittbilder auf dünnes Papier übertragen.

Mit der hier gezeigten, verkleinerten Ausgabe des Atlasses, der aus Braunes Arbeit hervorgegangen war, sollte vor allem die Kenntnis der Körperformen und der Lage der verschiedenen Organe zueinander vermittelt werden. Die Originalausgabe hatte die Schnitte noch in Lebensgröße wiedergegeben.

Mit Hilfe der Übertragungen der Befunde auf Papier zeichnete C. Schmiedel mehr als 30 Tafeln, die dann als Chromolithographien reproduziert wurden. Die so entstandenen Körperschnitte können als Vorstufe der Computertomographie und Magnetresonanztomographie gelten.

Die aufgeschlagene sowie die folgende Tafel zeigen einen Medianosagittalschnitt durch den Körper eines 21jährigen Mannes. Braune beschreibt die Erstellung des Präparats folgendermaßen (S. 1): „Die vorliegende Abbildung wurde von dem Leichnam eines kräftigen, normal gebauten Soldaten abgenommen, der sich im Alter von 21 Jahren erhängt hatte. Die Organe zeigten keine pathologischen Veränderungen. Der Leichnam, welcher ungefroren ankam, wurde auf ein horizontal liegendes Brett gelegt, ohne irgendeine besondere Unterlage für den Kopf; es ward nur bei der Lagerung dafür gesorgt, dass die Glieder möglichst gleichmässig zur Mittellinie lagen. In dieser Lage blieb der Leichnam unberührt bei einer Kälte von circa 8 °R. 14 Tage lang im Freien liegen. Nach Ablauf dieser Zeit war er vollständig durchgefroren. Mit einer geschwärzten Schnure wurde hierauf die Mittellinie an der Vorder- und Rückseite des hohlgelegten Cadavers markirt und danach mit einer feinen Blattsäge die Durchsägung vorgenommen in der Art, wie zwei Zimmerleute einen Baumstamm aus freier Hand zu durchsägen pflegen. […]. Nach Reinigung der rechten Körperhälfte zeigte sich der Schnitt sehr glücklich geführt. […] Es wurde nun die Zeichnung auf dem gefrornen Präparate durchgepaust und allmählich nach der Präparation des inzwischen aufgethauten Körpers vervollständigt.“

Digitales Faksimile (Bild links)

Digitales Faksimile (Bild rechts)

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