Navigation überspringen
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

V. Tabulae anatomicae: Anatomische Illustrationen des 16. bis 19. Jahrhunderts



Präparat mit ausgelösten Muskeln und Sehnen der Streckerseite des linken Unterarms

Ein anatomisches Stilleben

Die Illustrationen aus der „Anatomia humani corporis“ Bidloos führen einen neuen Realismus in die anatomische Zeichnung ein. So werden die Figuren nicht nur dem traditionellen Bildtypus folgend in der Landschaft gezeigt, sondern die Präparate werden, auf dem Seziertisch liegend, naturgetreu auf die Bildtafeln projeziert. Zeichner der Tafeln war der niederländische Maler und Radierer Gerard de Lairesse (1640–1711), ein Schüler Rembrandts.

Der Band enthält eine große Anzahl ästhetisch herausragender Kupfertafeln. Zur Steigerung der Realitätsnähe stellte Lairesse die Körper und die Präparate in der Manier eines Trompe-l’oeil dar. Das Bild sollte dem dreidimensionalen Präparat möglichst ähnlich sehen. Die Augentäuschung wurde noch dadurch verstärkt, dass auch das Handwerkszeug des Anatomen – wie Pinzetten, Nadeln, Schnüre oder Metallstifte – wiedergegeben wird. Ein prägnantes Beispiel für diese Art der anatomischen Inszenierung in einem stilllebenhaften Arrangement bietet die aufgeschlagene Tafel, welche ein Präparat der ausgelösten Muskeln und Sehnen der Streckerseite des linken Unterarms mit Hand zeigt, die aus einem dicken Buch herauszuragen scheint.

Das Werk blieb trotz seiner eindrücklichen Tafeln erfolglos. Für seine Rezeption durch Künstler waren die Illustrationen zu technisch und die Anzahl der Bildtafeln zu gering, für die Anatomen dagegen waren die Darstellungen zu ungenau und unsystematisch.

Digitales Faksimile


zum Seitenanfang