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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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IV. Was vom Leben übrig bleibt: Wege, Irrwege und Neuanfang



Mit Tuch geschmückte Urne

Andere Länder, gleiche Sitten: Körperspende und Trauerfeier auf Hawaii

In den USA wird die Möglichkeit zur Körperspende im Rahmen des sogenannten „Willed Body Program“ (WBP) realisiert. Im Bundesstaat Hawaii zum Beispiel können sich potentielle Körperspender an die Medizinische Fakultät der Universität Honolulu, John A. Burns School of Medicine, Abteilung für Anatomie, Biochemie und Physiologie, wenden. Auch dort findet im Anschluss an den Präparationskurs eine Trauerfeier statt, die sich trotz kultureller Unterschiede nur in einigen Aspekten von den Gedenkfeiern in Deutschland unterscheidet.

Die Voraussetzungen für die Annahme einer Körperspende sind auf Hawaii fast identisch mit denjenigen, die in Deutschland gelten. Allerdings ist in Honolulu eine Zusage zusätzlich daran geknüpft, dass ein gewisses Körpergewicht nicht überschritten wird. Bei den personenbezogenen Informationen, erfragen die dortigen Anatomen zum Beispiel auch den Beruf des Spenders und seinen aktuellen Gesundheitszustand.

Die Trauerfeier, zu der wie in Deutschland die Studierenden, Dozenten, Mitarbeiter der Abteilung und selbstverständlich alle Angehörigen eingeladen werden, findet in einem säkularen Raum, der Aula der Universität, statt. Die schmucklosen, braunen Plastikurnen sind sichtbar auf einen Tisch im vorderen Bereich der Aula aufgestellt. Auch hier werden die Namen aller Spender verlesen. Hulatänze als Sprache des Herzens drücken in Tanz, Mimik und Gestik die Trauer der Anwesenden aus. Nach der Trauerfeier können sich die Studierenden und Angehörigen austauschen. Oft bringen letztere Photos der Verstorbenen mit und artikulieren im Gespräch ihren Verlustschmerz. Auch hier betrachten die Studierenden die Spender als erste Patienten. Für die Studierenden auf Hawaii gehört hierzu selbstverständlich auch ein Gespräch mit den Angehörigen. Als angehende Ärztinnen und Ärzte betrachten sie dies als Möglichkeit und Chance, empathisch in den Dialog mit den Hinterbliebenen zu treten. In Heidelberg sind solche individuellen Kontakte eher sporadisch und von wechselseitigen „Berührungsängsten“ geprägt.


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