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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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III. Anatomische Lehrmittel: Präparationstechniken und Modelle

Aus eins mach zwei – die Duplikation von Objekten

Das Abformverfahren ist weniger eine Präparations- als eine Reproduktionstechnik. Bereits im 18. Jahrhundert wurden Abformungen erstellt, um Objekte zu duplizieren. Der Leipziger Anatom Wilhelm His (1831–1904) perfektionierte die Technik bei der Duplikation zahlreicher Leichen oder einzelner Organe nach der Präparation. Seither hat sich das von ihm angewendete Verfahren in seinen Grundzügen erhalten und wurde nur durch die Verwendung neuer Materialien, wie Silikon, erweitert.

Die Abformung

Die ausgestellte 2-teilige Form zur Abformung des menschlichen Schädeldachs (Kalotte) besteht aus einem Gipsmantel und einer inneren Silikonschicht. Johann Leonhard Fischer (1760−1833), Professor der Anatomie und Chirurgie an der Universität Kiel, beschrieb in seiner hier ausgestellten Schrift eindrucksvoll den Herstellungsprozess einer Abformung, so wie er im Grundsatz auch heute noch üblich ist.

Um beispielsweise das Duplikat eines Knochens zu erstellen, muss eine 2-teilige Form angefertigt werden. Für die erste Form wird auf einer flachen Unterfläche ein ‚Bett’ aus Knetmasse (Plastilin) angelegt, in das der Knochen zur Hälfte versenkt wird. Dann kann um dieses ein ‚Zaun‘ aus Blech oder Glas gezogen und das Objekt mit flüssigem Gips bestrichen werden, welcher nach der Aushärtung die Oberfläche sehr genau abformt. In Folge lassen sich die sogenannten Schlösser aus Plastilin, die zur späteren Positionierung der beiden Gipsteile zueinander dienen, bilden. Die vollständige Form wird mit einer Wand aus Blech oder Glas ummantelt und im Anschluss Gips zur Verstärkung der Form über das gesamte Objekt geschüttet. Anschließend muss das komplette Objekt umgedreht, die Knetmasse entfernt und die erste Form mit Trennmittel behandelt werden. Dann wird wieder Silikon und Gips auf das Objekt gegeben, eine Wand erstellt und die zweite Hälfte gefertigt. Mit der Form lassen sich beliebig viele Duplikate des Knochens erstellen. Heute kommen zur Abformung von Oberflächenstrukturen primär Silikon und seltener, wie noch von Fischer beschrieben, Gips zum Einsatz. Silikon bildet die Feinheiten des Objektes besser ab und lässt sich darüber hinaus besser vom Original lösen.

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