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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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II. Geschichte der Anatomie in Heidelberg im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Das Anatomiegebäude in der Brunnengasse (1849−1974)

Im fortschreitenden 19. Jahrhundert wurden die Räumlichkeiten im ehemaligen Klostergebäude nicht nur zu klein, sondern waren auch angesichts der sich entwickelnden Spezialgebiete nicht mehr zweckmäßig. 1847 wurde der Großherzogliche Baudirektor Heinrich Hübsch (1795−1863) vom Ministerium des Inneren damit beauftragt, nördlich der Kirche im Garten des Dominikanerklosters einen Neubau zu errichten, der auch das Zoologische Institut mit seiner Sammlung aufnehmen sollte.

Er ließ bis 1849 ein zweistöckiges Gebäude mit zwei seitlichen Flügelbauten im Stil des romantischen Klassizismus erbauen. Abweichend von Gebäuden des 18. Jahrhunderts ähnlicher Bestimmung wurde der Anatomiehörsaal in einem rückwärtigen Anbau des Gebäudes platziert, war allerdings nach wie vor in der Mittelachse des Gebäudes gelegen.

Die Fertigstellung war eigentlich bereits für den Oktober 1847 vorgesehen, doch führte ein erbitterter Streit zwischen dem Institutsdirektor Friedrich Tiedemann und seinem designierten Nachfolger Jakob Henle und Proteste der in unmittelbarer Nachbarschaft wohnenden Bevölkerung, die aufgrund der damals noch ungekühlt gelagerten Leichen extremen Verwesungsgeruch, die Übertragung von Krankheitserregern oder den Anblick der zum Bleichen ausgelegten mazerierten Knochen befürchteten, immer wieder zu Bauverzögerungen.

Ab dem Wintersemester 1849/1850 konnten die Vorlesungen und Präparierübungen im neuen Gebäude abgehalten werden. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Anatomiegebäude mehrfach umgebaut, die Funktionen der Räumlichkeiten verändert und verschiedene Erweiterungsbauten errichtet. Die Zoologen übersiedelten 1894 in einen eigenen Neubau in der Sophienstraße. 1964 erhielt der Anatomische Hörsaal eine neue Ausstattung und auch die Außenfassaden wurden renoviert.

Nach fast 125 Jahren anatomischer Forschung und Lehre in dem Gebäude Heinrich Hübschs in der Brunnengasse, zog das Institut im Mai 1974 zusammen mit den anderen medizinischen Disziplinen in die Neubauten des Neuenheimer Feldes um. Heute beherbergt das alte Gebäude in der Brunnengasse das Psychologische Institut.

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