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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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II. Friedrich Tiedemann (1781-1861)



Gipsschädel mit Phrenologischer Einteilung

Im Jahr 1833 brachte der Anatom Friedrich Tiedemann diese Büste aus Paris mit nach Heidelberg. Auf der Oberfläche des Schädels sind auf der linken Hälfte die „Organe” nach Franz Joseph Gall (1758-1828) markiert, auf der rechten Seite finden sich die seines Schülers Johann Spurzheim (1776-1832).

Der Schädel dokumentiert anschaulich die von Gall entwickelte Theorie, nach der die menschlichen Charaktereigenschaften und Zustände durch im Gehirn liegende „Organe” repräsentiert werden. Je nach Ausprägung der jeweiligen Wesenszüge sollten diese an der äußeren Form des Schädels erkennbar sein. Diese Annahme fand große Akzeptanz, auch bei vielen Intellektuellen. Selbst Goethe gehörte zu den Anhängern Galls und dessen Hypothese.

Einer der wenigen, die den Ansichten Galls skeptisch gegenüber standen, war Tiedemanns Vorgänger Fidelius Ackermann (1765-1815). Er versuchte 1806 mit seinem Buch „Die Gall’sche Hirn-Schedel- und Organlehre: Vom Gesichtspunkte der Erfahrung aus beurteilt und widerlegt” der Phrenologie polemisch zu widersprechen. Gall nahm die Herausforderung an und reiste 1807 nach Heidelberg, um sich dort im Anatomischen Theater mit Ackermann auseinanderzusetzen. Am 8. Februar 1807 bescheinigte das Heidelberger Morgenblatt Gall eine „seltene Gabe der Popularität”, Ackermann musste eine öffentliche Niederlage hinnehmen.

Einteilung nach Franz Joseph Gall:

  • 1. Sinn der Geschlechtsliebe
  • 2. Sinn der Kinderliebe
  • 3. Einheitssinn
  • 4. Sinn der Anhänglichkeit
  • 5. Kampfsinn
  • 6. Zerstörungssinn
  • 7. Verheimlichungssinn
  • 8. Erwerbssinn
  • 9. Bausinn
  • 10. Sinn des Selbstgefühles
  • 11. Sinn der Beifallsliebe
  • 12. Sinn der Vorsicht
  • 13. Sinn des Wohlwollens
  • 14. Sinn der Verehrung
  • 15. Sinn der Festigkeit
  • 16. Sinn der Gewissenhaftigkeit
  • 17. Sinn der Hoffnung
  • 18. Sinn für Wunderbares
  • 19. Sinn für Ideales
  • 20. Sinn für Scherz
  • 21. Sinn der Nachahmung
  • 22. Gegenstandssinn
  • 23. Formensinn
  • 24. Raum- oder Fernsinn
  • 25. Gewicht- oder Wägesinn
  • 26. Farbensinn
  • 27. Ortssinn
  • 28. Zahlensinn
  • 29. Ordnungssinn
  • 30. Tatsachensinn
  • 31. Zeitsinn
  • 32. Tonsinn
  • 33. Wortsinn
  • 34. Vergleichungsvermögen
  • 35. Schlußvermögen

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