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Einflüsse von kleinbäuerlichen Organisationen auf die regionale Integration und das Wirtschaftswachstum in ländlichen Räumen am Beispiel von Chile

Barth, Thomas

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PDF, German
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Abstract

In den letzten Jahrzehnten kam es zu einer zunehmenden Internationalisierung des Handels. Der landwirtschaftliche Sektor nimmt dabei, wie es die Verhandlungen im Rahmen der WTO zeigen, eine Sonderstellung ein, da die führenden Industrienationen immense Haushaltsmittel in Form von Subventionen zur Aufrechterhaltung ihrer nationalen Landwirtschaft zur Verfügung stellen, obwohl im Allgemeinen die gesamtwirtschaftliche Bedeutung dieses Sektors für sie als gering anzusehen ist. Diese Diskrepanz lässt sich in hohem Maße darauf zurückführen, dass die Landwirte in den Industrieländern eine besonders gut organisierte Interessengruppe darstellen, die politisch einflussreich ist und es versteht, ihre Besitzstände zu verteidigen. Somit wird jedoch der freie Marktzugang, besonders für ärmere Länder und deren Landwirte, erheblich gestört. Um die nationale Landwirtschaft dennoch in den regulierten, internationalen Markt zu integrieren, sind sowohl biologische und mechanische als auch organisatorische Modernisierungsmaßnahmen durchzuführen. In Chile kann dies seit den 1970er Jahren beobachtet werden, wobei bis Anfang der 1990er Jahre vorrangig große und mittlere Betriebe von diesem Prozess profitierten. Seit der Demokratisierung kommt es jedoch zu einer verstärkten Einbeziehung der Kleinbauern, was sich in der Organisation auf einzelbetrieblicher Ebene und im Zusammenschluss in wirtschaftlich aktive Organisationen sowie auch in der Organisation auf der politisch-repräsentativen Ebene widerspiegelt. Darüber hinaus wurden die institutionellen Rahmenbedingungen den neuen spezifischen Anforderungen angepasst. Um diese Entwicklung zu analysieren, wurden netzwerkanalytische Methoden in Verbindung mit Aspekten aus der Neuen Institutionenökonomie angewandt und in der IV., VI. und X. Region sowie in der Hauptstadt Santiago 115 Basisorganisationen, 21 regionale, zehn nationale Dachverbände und 347 Mitglieder befragt. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Primär ist die rasche und direkte Umsetzung von Politiken zum Ausbau und zur Förderung traditioneller und moderner Organisationsstrukturen zu erwähnen, die zur teilweise erfolgreichen Integration der kleinbäuerlichen Landwirtschaft beitrugen. Als besonders positiv stellte sich dabei die Flexibilität der staatlichen Institutionen bei der Förderung regionaler Potentiale (Ausbau der Bewässerungsinfrastruktur, Aufforstung, neue landwirtschaftliche Produkte) zur Schaffung komparativer Wettbewerbsvorteile heraus. Darüber hinaus konnte eine konsequente Anwendung von Reformen beobachtet werden, die bis hin zum Personalwechsel führten, was als Eindämmung von sich abzeichnenden Korruptionsprozessen zu sehen ist. Als äußerst effektiv ist die Gründung und der Ausbau von zielgruppenspezifischen staatlichen Institutionen und die beginnende Koordination der Förderaktivitäten der einzelnen Institutionen auf mesoökonomischer Ebene hervorzuheben. Als negativ ist die Tatsache zu nennen, dass die finanzielle und organisatorische Eigenständigkeit vieler untersuchter Organisationen noch nicht gewährleistet ist, so dass ohne weitere staatliche Förderung für die Organisationen keine Überlebenschance besteht. Dies kann oftmals im Zusammenhang mit nur unzureichend ausgearbeiteten landwirtschaftlichen Projekten gesehen werden, ist aber auch durch das Vorherrschen organisationsinterner Mängel wie der unsachgemäßen Auswahl der Mitglieder (adverse selection), Partizipations- und Vertrauensdefizite zwischen Führung und Mitgliedern bedingt, die bis zu Vertragsbrüchen (moral hazard) führen können. Vor allem der Mangel an professionellem und charismatischem, integrativ wirkendem Führungspersonal erwies auf allen Organisationsniveaus als großes Problem und stellt eine zentrale Herausforderung in der Zukunft dar. Des Weiteren ist die Dominanz der Verantwortung der am Förderungsprozess aktiv beteiligten Beratungsfirmen und das Fortbestehen informeller, asymmetrischer Wirtschaftsbeziehungen der Kleinbauern im nationalen Markt durch z.T. peripheriebedingte Informationsdefizite herauszustellen. Als äußerst überraschend sind die extremen Schwächen bei der Interaktion zwischen Dach- und Basisorganisationen zu nennen, wobei die stark abweichenden Diskurse der beiden Organisationsniveaus bei ideologisch geprägten Themenbereichen, wie beispielsweise der Agrarreform, empirisch nachgewiesen werden konnten. In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, dass ein großer Teil der angeschlossenen Mitglieder ihre Repräsentanten und die dazugehörigen Organisationen nicht kennt und die Organisationsbewegung aus diesem Grund nicht als �bottom-up� Bewegung bezeichnet werden kann. Der Mangel an �civic tradition� unter der Bevölkerung im ländlichen Raum � besonders in Armutsgebieten - spielt dabei wahrscheinlich eine entscheidende Rolle. Abschließend ist festzustellen, dass es bei der Abstimmung der nationalen Agrarpolitik zu negativen Überschneidungen zwischen mesoökonomischen Steuerungsmaßnahmen wie der Förderung von Organisationen mit spezifischer Produktionsausrichtung und liberalen Tendenzen (Zollabbau, Wegfallen der Stützpreise) vor allem bei der Entwicklung von Produktpreisen, beispielsweise von Milch und Getreide, kommen kann und dadurch die wirtschaftliche Konsolidierung der Organisationen trotz des Einsatzes nicht unrelevanter staatlicher Finanzmittel erschwert und behindert werden kann.

Document type: Dissertation
Supervisor: Mikus, Professor Werner
Date of thesis defense: 15 June 2004
Date Deposited: 03 Aug 2004 13:14
Date: 2004
Faculties / Institutes: Fakultät für Chemie und Geowissenschaften > Institute of Geography
DDC-classification: 910 Geography and travel
Controlled Keywords: Organisation, Netzwerke
Uncontrolled Keywords: Organisationen , Netzwerke , ländliche Entwicklung , Entwicklungshilfe , Landwirtschaft
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